Die KI-Revolution im Alltag: Warum plötzlich alle unsere Apps “schlau” werden #Wochenschau
KI überall – und keiner hat mich gefragt, titelt der bekannte Datenschutzexperte Mike Kuketz in seinem Blog und trifft damit ein Thema, das ich in meiner Wochenschau ansprechen wollte. Meine Triggerpunkte sind die neue Version iOS 16.4 für iPhone und iPad sowie der Meta-Konzern, der in WhatsApp, Facebook oder Instagram ebenfalls Funktionen der künstlichen Intelligenz zur Verfügung stellt.
Mein iPhone – ein bisschen intelligent
Apple bringt ein bisschen KI „Apple Intelligence“ nach Deutschland, allerdings nur auf den neuesten iPhones und auf MacBooks mit den Silicon-Chips von Apple. Nutzerinnen und Nutzer älterer Geräte bleiben „verschont“. Deren Prozessoren sind einfach nicht leistungsfähig genug, denn – so das Versprechen aus Cupertino – die Daten sollen lokal verarbeitet und lokal bleiben.
Wie praktisch und nützlich die neuen Funktionen wirklich im Alltag sind, wird sich eh noch zeigen müssen. E-Mails und Nachrichten sortieren, in Kategorien einteilen und priorisieren. Integration mit ChatGPT, damit Siri etwas schwierigere Fragen wirklich einmal beantworten kann. Sprachmemos transkribieren. Störendes aus Fotos entfernen, wobei man oft genug noch sieht, dass etwas weggeradiert wurde. Dazu einige Spielereien für animierte Bildchen. Die große, weite Welt der Künstlichen Intelligenz im Sprachassistenten Siri ist das noch nicht. Die musste Apple auf das kommende Jahr verschieben. iPhones werden intelligenter – ein bisschen, titelt Hendrik Oerding in der Zeit. Und vielleicht ist das sogar gut so.
Und auch KI in Facebook, Insta und WhatsApp
Doch nicht nur Apple bringt KI in den Alltag. Auch der Meta-Konzern integriert Funktionen der Künstlichen Intelligenz in Facebook, Instagram und WhatsApp und bringt sie so auch auf den Bildschirm ganz normaler Nutzerinnen und Nutzer. Nun gibt es also in den so umstrittenen Tools einen Chatbot, der Fragen beantworten und bei Posts und Stories unterstützen kann. Der kann erst einmal nur Text; die Erstellung oder Verarbeitung von Bildern und Sprache ist noch nicht möglich.
Und die Meta-KI ist nicht mit Daten aus der EU trainiert worden. Die irische Datenschutzbehörde stellte sich gegen die Nutzung öffentlich zugänglicher Beiträge von Facebook und Instagram zum Training des KI-Modells. Konzerne wie Meta sind ja ganz schnell dabei, mal die Daten der Nutzer abzusaugen und einfach so zu nutzen. [Ironie ein] Wir haben ja schließlich nichts zu verbergen [Ironie aus]. Luisa Bomke hat hier im Handelsblatt die neuen Möglichkeiten getestet. So ganz überzeugend wirkt das noch nicht.
AI everywhere – ob wir wollen oder nicht
Künstliche Intelligenz taucht unterdessen überall auf. Die Suchmaschine DuckDuckGo kann beispielsweise englischsprachige Suchanfragen als KI-Fließtext beantworten. Keine Links mehr, die man klicken muss. Man liest die Antwort, und das war’s. Etwas, das Google schon eine Weile bietet. Etwas, das ich persönlich selbst stark nutze. Ich bin ein intensiver Nutzer der „Antwortmaschine“ perplexity.ai, der ich Fragen in Form von Fließtext stelle, und die mir dann eine ebensolche Antwort ausspuckt. Manchmal, noch eher selten, spreche ich die Frage auch über das Mikrofon auf.
Kleiner Exkurs: Schon 2011 habe ich geschrieben, dass Sprachsteuerung der nächste evolutionäre Schritt sei, um Geräte ganz natürlich zu bedienen. Auch heute sind wir zumindest mit Siri noch nicht so weit. Manches dauert doch deutlich länger, als man denkt.
Aber wollen die Leute denn wirklich die Systeme in natürlicher Sprache befragen, stellt Henrik Oerding in der Zeit in den Raum? Die Antwort darauf habe ich nicht, denke aber, dass ein Dialog in natürlicher Sprache – sofern man diese noch korrekt beherrscht – eine natürlichere Art des Umgangs mit Smartphones oder Computern ist. Und ich persönlich finde es schon cool, wenn ich die Maschine einfach fragen kann, wann denn meine Frau landet.
Ob die KI allerdings richtig antwortet, ist die wirkliche Frage, denn noch sind die Antwortmaschinen und ach so schlauen künstlichen Intelligenzen sehr fehleranfällig. Das stelle ich persönlich in perplexity.ai fest, wo bei manchen meiner vorformulierten Standardfragen immer wieder mit falschen Fakten geantwortet wird.
Trau keiner KI, die Du nicht selbst kontrolliert hast
Viele Anwenderinnen und Anwender machen ähnliche Erfahrungen, ob mit Google Gemini oder ChatGPT. Die Mehrheit der Deutschen nutzt unterdessen künstliche Intelligenzen, doch fast jeder dritte KI-Nutzer findet Fehler, so eine aktuelle TÜV-Studie. Oder: Nur jeder Dritte findet Fehler. Blindes Vertrauen in die vermeintlichen Wahrheiten der Künstlichen Intelligenzen ist nicht angebracht. Quellen prüfen, Faktenchecks, ein wacher und misstrauischer Geist sind weiterhin gefragt. Wie weit eine solche kritische Einstellung noch verbreitet ist, kann sich jede und jeder selbst fragen.
Eins ist aber unübersehbar: Künstliche Intelligenzen kommen im Alltag der normalen Anwenderinnen und Anwender direkt in Apps an, die jeden Tag benutzt werden. Viele dieser Apps stammen von Konzernen wie Meta oder X, die es mit Faktenchecks und der Wahrheit genauso wenig ernst nehmen wie mit Datenschutz. Wird man KI vom privaten Smartphone oder Computer aussperren können?
Der schon zu Beginn des Beitrags zitierte Mike Kuketz beantwortet die Frage, ob er dieses ganze KI-Gedöns eigentlich will. „Ich will einfach nur, dass mein Rechner das tut, was ICH will – und nicht irgendein »smarter« Algorithmus.“ Tun, was ich will, das machen viele Rechner schon heute nicht. Aber im Ernst. Sinnvoll und wünschenswert wäre es, wenn es Lösungen gäbe, „bei denen sich der ganze Kram (noch) deaktivieren lässt“.
Doch auch wenn nach der Einführung der KI des Facebook-Konzerns in Deutschland viele Leute nach „Wie schalte ich Meta AI ab?“ gesucht haben sollen, glaube ich, dass die Chatbots und Bildmanipulationsfunktionen bald zum Alltag gehören werden. Die Frage wird also vielmehr sein, mit welchem Bewusstsein und welcher Kenntnis sie genutzt werden. Haben wir also Anlass zu Optimismus? Die Frage muss sich jeder selbst beantworten, aber aufhalten können wir es nicht und aufgeben gilt erst recht nicht.
Mich hat neben anderen Meldungen die folgende Nachricht tief bewegt, die mich, uns am Freitag nachmittag erreichte. Doch das Thema ist zu ernst und verdient einen eigenen Beitrag.